Erhöht eine IVF oder eine ICSI das Risiko für das Kind an Krebs zu erkranken? Wenn du dich aktuell mit dem Thema künstliche Befruchtung beschäftigst oder bereits mitten in der Therapie steckst, dann kennst du bestimmt die Sorge, dass die Kinderwunschbehandlung gesundheitliche Auswirkungen auf dein Kind haben könnte.
In diesem Artikel möchte ich dir eine neue Studie aus Dänemark vorstellen, die der Frage nachgegangen ist, ob es einen Zusammenhang zwischen Fruchtbarkeitsbehandlungen und dem Krebsrisiko bei den auf diese Weise entstandenen Kinder gibt.
Risiko künstliche Befruchtung: Die Angst vor Krebs
Weltweit werden immer mehr Kinder nach einer künstlichen Befruchtung geboren, obwohl nicht abschließend geklärt ist, ob die Behandlung die Gesundheit der Kinder beeinflusst.
Wissenschaftler am Danish Cancer Society Research Center sind deshalb der Frage im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie nachgegangen:
- Basierend auf den Daten des dänischen Bevölkerungsregisters und der dänischen Unfruchtbarkeitskohorte wurden die Daten von 1 085 172 Kindern einbezogen, die zwischen dem 1. Januar 1996 und dem 31. Dezember 2012 in Dänemark geboren wurden.
- Es wurden verschiedene Methoden der Reproduktionsmedizin (IVF, ICSI und Transfer von zuvor tiefgefrorenen Embryonen) als auch die Anwendung verschiedener Medikamente (Clomifen, Gonadotropine, Gonadotropin-freisetzende Hormonanaloga, humanes Choriongonadotropin, Progesteron, Östrogen) untersucht. Die Ergebnisse wurden mit den Kindern von fruchtbaren Frauen ohne Behandlung verglichen.
Ergebnisse der Studie aus Dänemark
Bei insgesamt 2217 Kindern aus der Studie wurde Krebs diagnostiziert. Die Nachbeobachtung dazu erfolgte in den Jahren 1996-2015.
Die dänischen Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass nur Kinder, die aus dem Transfer von zuvor kryokonservierten Embryonen entstanden sind, ein geringes, aber statistisch signifikant erhöhtes Risiko für Krebs haben (14 cancer cases; hazard ratio, 2.43 [95% CI, 1.44 to 4.11]; incidence rate difference, 26.9 [95% CI, 2.8 to 51.0] per 100 000).
Hierbei konnte hauptsächlich ein erhöhtes Leukämierisiko und eine größere Anzahl von Tumoren des Sympathikus festgestellt werden.
Wichtig: Es konnten kein statistisch erhöhtes Krebsrisiko bei den Kindern, die im Rahmen der anderen untersuchten Fertilitätsbehandlungen (IVF & ICSI ohne Kryokonservierung von Embryonen) gezeugt wurden, festgestellt werden!
Weitere nützliche Artikel …
Welche Krankenkasse übernimmt künstliche Befruchtung zu 100 Prozent?
Fazit: Kein erhöhtes Krebsrisiko für Kinder nach künstlicher Befruchtung
Was bedeutet das nun genau?
Die dänische Studie konnte kein erhöhtes Krebsrisiko für Kinder nach IVF oder ICSI feststellen.
Ausgenommen sind allerdings die Kinder, die durch zuvor tief gefrorene Embryonen entstanden sind. Diese Kinder haben laut der Studie ein erhöhtes onkologisches Risiko und hierbei vor allem an einer Leukämie zu erkranken.
Weiterhin macht das Ergebnis klar, dass die Frage nach möglichen Spätfolgen der Kinderwunschbehandlung für die Kinder nicht abschließend geklärt ist.
Ich halte es für wichtig, dass Kinderwunsch Paare über diesen Forschungsstand aufgeklärt werden. Jedes Paar, das sich für eine künstliche Befruchtung entscheidet, sollte entsprechend beraten werden.
Die vorliegende Studie aus Dänemark liefert wichtige neue Erkenntnisse, es wird aber auch deutlich, dass es weiterer Forschung bedarf.
Wenn du dich auch für das Thema künstliche Befruchtung & die Spätfolgen für die Frau interessierst, kann ich dir folgende Artikel auf meinem Kinderwunsch Blog empfehlen:
- Künstliche Befruchtung & Spätfolgen: Ist das Krebsrisiko erhöht?
- Spätfolgen Hormonbehandlung Kinderwunsch: Höheres Brustkrebsrisiko?
Herzliche Grüße
Silke
Literatur zum Thema Risiko künstliche Befruchtung
- Marie Hargreave et al. Association Between Fertility Treatment and Cancer Risk in Children. JAMA. 2019 Dec 10;322(22):2203-2210. doi: 10.1001/jama.2019.18037.
- Guo XY et al. Cardiovascular and metabolic profiles of offspring conceived by assisted reproductive technologies: a systematic review and meta-analysis. Fertil Steril. 2017 Mar;107(3):622-631.e5. doi: 10.1016/j.fertnstert.2016.12.007. Epub 2017 Jan 16.
- Belva F et al. Semen quality of young adult ICSI offspring: the first results. Hum Reprod. 2016 Dec;31(12):2811-2820. Epub 2016 Oct 5.
- Carrie L. Williams et al. Cancer Risk among Children Born after Assisted Conception. N Engl J Med 2013; 369:1819-1827 DOI: 10.1056/NEJMoa1301675
Weiterlesen:
- Vitamin D & Kinderwunsch: Wirkung, Dosierung, Präparate
- 30 Schwangerschaftsanzeichen: Bist du schwanger?
- Spermienqualität verbessern: Beste Tipps für bessere Spermien
- Homöopathische Mittel bei Kinderwunsch: Eine Übersicht
Foto: stock.adobe.com © ivan kmit
Liebe Silke, das sind ca. 2 Kinder von 1000. Also ca. 1 erkranktes Kind mehr auf 1000 Kinder …, ein Grund die Behandlung nicht zu machen?
Hallo,
ich kann und will das nicht bewerten. Jede Behandlung bringt Vor- und Nachteile mit sich. Es gibt Risiken, aber natürlich auch die Chance “Erfolg” zu haben und mit einem gesunden Kind nach Hause zu gehen, das auch gesund bleibt.
Ich will hier auf meinem Kinderwunsch Blog möglichst umfassend informieren. Natürlich schaffe ich es nicht über alles zu berichten, aber was ich finde, will ich Dir und anderen zur Verfügung stellen. Die Bewertung muss jedes Paar für sich selbst erarbeiten, ich fände es anmassend zu glauben für andere eine Meinung bilden zu können. Ich finde aber, dass jedes Paar möglichst gut informiert sein sollte, denn nur dann lässt sich meiner Meinung nach eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen.
Herzliche Grüße
Silke