„Lass es jetzt unbedingt ruhiger angehen und entspann Dich, denn Stress verhindert die Einnistung!“ Wenn Du Kinderwunsch hast und vielleicht gerade in Behandlung in einem Kinderwunschzentrum bist, dann kennst Du diesen Tipp aus Deinem Familien- oder Freundeskreis bestimmt aus eigener Erfahrung. Doch ist das richtig? Steigen die Erfolgschancen im Rahmen einer Kinderwunsch Behandlung schneller schwanger zu werden, wenn Du nicht gestresst bist?
Stress & Einnistung: Metaanalyse
Eines ist definitiv richtig: Eine künstliche Befruchtung bedeutet unglaublich großen Stress!
Die vielen Untersuchungen und Termine im Kinderwunschzentrum, die Hormonschwankungen, das Warten, die Ungewissheit und die finanzielle Belastung machen es fast unmöglich sich zu entspannen.
Eine Übersichtsarbeit zum Thema Stress & Einnistung wurde von der Stony Brook Universität im US-Bundesstaat New York veröffentlicht. Die Wissenschaftler werteten dafür 20 prospektive Studien aus, in denen die Belastung durch Stress vor und während der Kinderwunschbehandlung erfasst und in Beziehung zum positiven oder negativen Ausgang der Therapie gesetzt wurde. Insgesamt wurden dazu die Daten von mehr als 4.300 Frauen untersucht.
Das Ergebnis: Stress scheint sich nicht negativ auf die Schwangerschaftsraten nach einer künstlichen Befruchtung auszuwirken. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass es begründbare Zweifel gibt, dass ein „sich Entspannen müssen“ notwendig ist, um mithilfe einer IVF schwanger zu werden. Stress hat damit ganz offenbar keine Auswirkungen auf die Erfolgsraten einer künstlichen Befruchtung.
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Stress verhindert nicht die Einnistung
Was für eine gute Nachricht!
Denn dieses Ergebnis nimmt den Druck und die Angst selbst schuld zu sein, wenn es nach der Behandlung nicht mit der Schwangerschaft klappen sollte.
Trotzdem macht es natürlich Sinn den eigenen Stresslevel zu senken und beispielsweise durch eine Beratung vor oder während der Kinderwunschbehandlung wichtige Fragen oder belastende Aspekte der Therapie zu beleuchten. Hier geht es dann aber darum, die eigene Lebensqualität zu verbessern und mögliche negative Auswirkungen der Behandlung auf die Beziehung anzusprechen. Auch Yoga oder andere Entspannungstechniken können hilfreich sein.
Die Erfolgsraten nach der künstlichen Befruchtung scheinen davon aber nicht beeinflusst zu werden.
Ein negatives Testergebnis nach einer IVF ist demnach nicht auf die fehlende eigene Stressresistenz zurückzuführen.
Herzliche Grüße
Silke
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Literatur zu Stress verhindert Einnistung
- Nicoloro-SantaBarbara J, Busso C, Moyer A, Lobel M: Just relax and you’ll get pregnant? Meta-analysis examining women’s emotional distress and the outcome of assisted reproductive technology. Soc Sci Med. 2018 Sep;213:54-62.
- Boivin J ,Griffiths E, Venetis CA: Emotional distress in infertile women and failure of assisted reproductive technologies: Meta-analysis of prospective psychosocial studies. BMJ 2011; 342:d223 doi: 10.1136/bmj.d223.
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Danke für diesen Artikel! Ich kann diese Tipps sich mal zu entspannen auch wirklich nicht mehr hören. Es wird so getan als wäre es eine reine Willenssacheschwanger zu werden. Klar, genau wie Krebs und Herzinfarkt, wenn die Patienten sich entspannen haut der Tumor doch gleich von alleine ab! Und wider der klugen Ratschläge meiner Mitmenschen ist nicht sich entspannen das Wichtigste, sondern dass beide Partner fruchtbar sind und man den richtigen Zeitpunkt trifft!
Auf den Punkt gebracht, ich würde das ähnlich formulieren. Das Thema Stress wird überschätzt, die Notwendigkeit die fruchtbaren Tage der Frau genau zu bestimmen und zu überprüfen, ob es sonst ein Problem gibt eher deutlich unterschätzt.
Danke hierfür!
Mittlerweile teile ich es nicht mehr mit, wenn wir einen weiteren versuch starten – ich kann die Ratschläge nicht mehr hören: „chill mal, dann klappt das auch ganz sicher“.
Wie bitte soll ich in dieser angespannten Situation „chillen“ und warum genau sollten sich durch „chillen“ mehr Eizellen bilden, die sich dann beim „chillen“ einwandfrei einnisten?!
Nett gemeint und dabei verletzt es unheimlich tief! Also bin ich voll verantwortlich für etwas, was ich nicht steuern kann? Und ich frage mich: Wenn dem so wäre – warum werden Frauen nach größter Misshandlung ungewollt(!) schwanger? Sicherlich nicht, weil sie mal ordentlich gechillt haben…..